Schenkungssteuer: Steuern und Freibeträge bei Schenkungen von Immobilien


Noch zu Lebzeiten das Haus an die Kinder weiterzugeben, ist eine großzügige Geste. Viele Immobilienbesitzer glauben, mit einer Schenkung die Erbschaftssteuer zu umgehen. Beim Verschenken einer Immobilie greift die Schenkungssteuer dennoch. Vorteil der Schenkungssteuer: Es gibt Möglichkeiten, Steuern einzusparen. In unserem Ratgeber erklären wir, was Sie über die Schenkungssteuer wissen sollten.

Schenkungssteuer

Was ist die Schenkungssteuer?

Worin besteht der Unterschied zwischen Schenkungssteuer und der Erbschaftssteuer? Welche Höhe hat die Schenkungssteuer? Und vor allem: Wann fällt sie an und wann nicht? Das sind Fragen, die sich Immobilienbesitzer und ihre Familien stellen. Das Vererben und die Schenkung von Immobilien oder Geldsummen regelt in Deutschland das Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz (ErbStG). Darin sind die geltenden Freibeträge nach Verwandtschaftsgrad geregelt. Wichtig zu wissen: Wer bereits zu Lebzeiten seine Immobilie verschenkt, statt sie nach dem Tod zu vererben, ermöglicht es den Beschenkten, Steuern zu sparen. Zudem sind steuerfreie Schenkungen innerhalb der Freibeträge alle 10 Jahre möglich.


Wann fällt die Schenkungssteuer an?

Die Schenkungssteuer fällt dann an, wenn der Wert des Geschenks den geltenden Freibetrag übersteigt. Wird ein Haus verschenkt, ist der Verkehrswert der Wert des Geschenks und bildet somit die Grundlage für die Schenkungssteuer. Übersteigt der Verkehrswert die geltenden Freibeträge, wird nur die Summe versteuert, die über dem Freibetrag liegt. Zudem ist alle 10 Jahre eine steuerfreie Schenkung im Rahmen der Freibeträge möglich.

Schenkungen

Steuerklasse und Schenkungsfreibetrag

Bei Schenkungen bestimmt der Verwandtschaftsgrad sowohl die Freibeträge als auch die Steuerklasse. Diese hat nichts mit den bekannten Lohnsteuerklassen zu tun. Je näher die Beziehung ist, desto höher sind die Freibeträge. Auch die Höhe der Steuern richtet sich nach dem Verwandtschaftsgrad. Wie bereits erwähnt, ist eine steuerfreie Schenkung alle 10 Jahre möglich. Jede Schenkung ist dem Finanzamt zu melden. Übernimmt ein Notar die Vermögensübertragungen, wie beispielsweise bei Immobilien, meldet dieser die Schenkung an das zuständige Finanzamt.

 
Junge Frau hält Sanduhr in den Händen.

Eine steuerfreie Schenkung ist mit bestimmten Grenzen nur alle 10 Jahre möglich.

Informationen

Schenkungssteuer, Freibeträge und Steuerklassen 2023

Die Schenkungssteuer und die Erbschaftssteuer sind gleichermaßen im Erbschaft- und Schenkungsteuergesetz geregelt. Für eine Schenkung und für eine Erbschaft gelten die gleichen Steuersätze und Bestimmungen. Der einzige Unterschied ist, dass eine Schenkung alle 10 Jahren mit den Freibeträgen möglich ist. So ist eine Schenkung bei Lebzeiten eine Möglichkeit für die Erben steuern zu sparen. 

Die Freibeträge ergeben sich aus dem Gesetz. Sie sind gestaffelt nach Verwandschaftsgrad. Desto näher der Beschenkte mit dem Schenkenden verwandt ist, desto höher sind die Freibeträge. Der höchste Freibetrag für eine Schenkung (und ein Erbe) liegt bei 500.000 Euro. Dieser Freibetrag gilt für Ehegatten und eingetragene Lebenspartner. Für Kinder und Stiefkinder gilt ein Freibetrag von 400.000 Euro. Bis zu 20.000 Euro kann ein Schenkender jeder nich verwandten Person schenken, ohne dass diese dafür Steuern zahlen muss. 



 
Verwandschaftsgrad Freibetrag € Steuerklasse *
Ehegatten und eingetr. Lebenspartner 500.000 I
Kinder und Stiefkinder 400.000 I
Enkel, deren Eltern bereits verstorben sind 400.000 I
Enkel, deren Eltern noch leben 200.000 I
Eltern und Großeltern 20.000 II
Geschwister, Nichten und Neffen 20.000 II
Stiefeltern, Schwiegerkinder und Schwiegereltern 20.000 II
Geschiedene Ehegatten und getrennte Lebenspartner 20.000 II
alle anderen Erben 20.000 III


* Die Steuerklassen beziehen sich auf den Verwandtschaftsgrad und nicht auf die Lohnsteuerklasse.

 

Steuersätze

Höhe der Steuersätze

Wie viele Steuern sind fällig, wenn die Schenkung den Freibetrag übersteigt? Auch das ist in §19 ErbStG festgelegt. Da dieses Gesetz sowohl Schenkungen als auch Erbschaften regelt, gelten die Steuersätze bei Schenkungen und Erbschaften. Ist die eigene Steuerklasse bekannt, lässt sich leicht prüfen, wie hoch der zu zahlende Schenkungssteuersatz ist. Der Wert der Schenkung ist bereits abzüglich des Freibetrags. Es muss also nur die Summe versteuert werden, die über dem Freibetrag liegt.


 

Schenkungssteuer Steuersätze 2023

Wert der Schenkung Steuerklasse I Steuerklasse II Steuerklasse III
bis 75.000 Euro 7 % 15 % 30 %
bis 300.000 Euro 11 % 20 % 30 %
bis 600.000 Euro 15 % 25 % 30 %
bis 6.000.000 Euro 19 % 30 % 30 %
bis 13.000.000 Euro 23 % 35 % 50 %
bis 26.000.000 Euro 27 % 40 % 50 %
über 26.000.000 Euro 30 % 43 % 50 %


Quelle: Paragraf 19 ErbStG

Immobilie

Beispiel Schenkungssteuer: Immobilie


Wie genau funktioniert die Schenkung einer Immobilie? Und wie verhält es sich dort mit der Schenkungssteuer? Als Grundlage wird der Verkehrswert der Immobilie bestimmt. Das Vergleichswertverfahren greift beispielsweise bei Einfamilienhäusern oder Eigentumswohnungen. Geht es um Mietwohngrundstücke oder Gewerbeeinheiten, greift das Ertragswertverfahren, da Mieteinnahmen, Bewirtschaftungskosten, Bodenrichtwert und Bodenwertverzinsung den Verkehrswert beeinflussen. In manchen Fällen greift das Sachwertverfahren, bei dem der Sachwert und der Bodenwert zum Gesamtwert addiert werden.  

Steuer

Wie viel vom Verkehrswert muss versteuert werden?

Nachdem der Immobilienwert ermittelt wurde, lassen sich anhand der Steuerklasse, also dem Verwandtschaftsgrad zum Schenkenden und dem daraus resultierenden Freibetrag, erkennen, wie viel mit der Schenkungssteuer versteuert werden muss. 

 

Beispiel Schenkungssteuer A:

Immobilienwert: 650.000 €

Der Sohn bekommt das Haus von der Mutter geschenkt.

Als Kind beträgt der Freibetrag 400.000 € und es gilt Steuerklasse I.

Von 650.000 € müssen nach Abzug des Freibetrags 250.000 € mit Steuerklasse I versteuert werden. Der Steuersatz liegt in diesem Beispiel bei 11 %.

 

Beispiel Schenkungssteuer B:

Immobilienwert: 450.000 €

Die Schwester bekommt das Haus von ihrem Bruder geschenkt.

Als Schwester beträgt der Freibetrag 20.000 € und es gilt Steuerklasse II.

Von 450.000 € müssen nach Abzug des Freibetrags 430.000 € mit Steuerklasse II versteuert werden. Der Steuersatz liegt in diesem Beispiel bei 25 %.

 
Zwei Frauen checken aktuelle Gesetzeslage am Computerbildschirm

Steuerfreie Grenzen vor der Schenkung checken.

Sonderfälle

Sonderfälle bei der Schenkungssteuer

Unter noch lebenden Ehegatten oder eingetragenen Lebenspartnern gibt es Befreiungen und Nachlässe. Auch das „Familienheim“, also der Mittelpunkt des familiären Lebens, ist in der Schenkungssteuer begünstigt. Für Zweitwohnsitze oder Ferienhäuser gibt es keine Steuerbefreiungen.

 

Höhere Freibeträge erhalten

Unter Umständen ist eine Steueroptimierung sinnvoll. Möchten Großeltern ihrem Enkelkind eine Immobilie im Wert von 350.000 € schenken, liegt der Freibetrag lediglich bei 200.000 €. Mit einer Kettenschenkung können höhere Freibeträge bei der Immobilienübertragung genutzt werden. Dazu wird die Immobilie zuerst an das Kind und vom Kind an das Enkelkind verschenkt. Da jeweils Eltern an die Kinder verschenken, gilt in beiden Schenkungen der Freibetrag von 400.000 €. Sprechen Sie vor der Schenkung mit Experten, um auf der sicheren Seite zu sein und Steuerzahlungen zu vermeiden.

 

Schenkungssteuer schenken

Wird die Schenkungssteuer verschenkt, ist damit gemeint, dass der Schenker die Schenkungssteuer für die beschenkte Person übernimmt. In manchen Fällen kommt beim Beschenkten mehr an, wenn die Schenkungssteuer bereits in der Schenkung einkalkuliert wurde.

Experten

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FAQ

Welche Schenkungen sind von der Schenkungssteuer befreit?

Schenkungen innerhalb der Freibeträge sind von der Schenkungssteuer befreit. Beachten Sie, dass Sie alle 10 Jahre innerhalb der Freibeträge steuerfrei verschenken können.


Wie beeinflussen Schenkungen das Erbrecht und die Erbschaftssteuer?

Schenkungen und Erbschaften regeln das gleiche Gesetz. Der Vorteil von Schenkungen ist, dass es mehr Möglichkeiten gibt, Steuern zu sparen.


Wie kann man Schenkungen steueroptimiert gestalten?

Ja, Schenkungen lassen sich steueroptimiert gestalten. Kettenschenkungen oder auch das Schenken der Schenkungssteuer gehören dazu. Außerdem ist eine steuerfreie Schenkung innerhalb der geltenden Freibeträge alle 10 Jahre möglich.


Wie hoch ist die Schenkungssteuer bei 100.000 €?

Das kommt auf den Verwandtschaftsgrad an. Unter Umständen ist die Schenkung steuerfrei, wenn sie unterhalb der Freibeträge liegt. Im ungünstigsten Fall müssen Sie 80.000 € mit einem Steuersatz von 30 % versteuern.


Wie hoch ist die aktuelle Schenkungssteuer?

Die Schenkungssteuer variiert. Je näher Sie dem Schenkenden/Beschenkten stehen, desto höher sind die Freibeträge und günstiger die Steuersätze. Im Erbschaftsteuer- und Schenkungssteuergesetz lassen sich alle Steuerklassen und -sätze ablesen.


Ist jede Schenkung meldepflichtig?

Jede Schenkung ist mit einer dreimonatigen Frist beim Finanzamt meldepflichtig.


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Wichtiger Hinweis: Die vorangehenden Texte dienen der ersten Information und  Orientierung. Sie sind keine Rechtsberatung und ersetzen nicht die Fachberatung durch einen Notar oder Anwalt.